Reformationsjubiläum 2017

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    Lebensretter: Oskar Schindler

    gemeinfrei

    Der deutsch-mährische Unternehmer Oskar Schindler und seine Frau Emilie retteten während des Zweiten Weltkriegs etwa 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten.

    Oskar Schindler, 1908 in Zwittau, Mähren, Österreich-Ungarn geboren arbeitete nach der Schließung der väterlichen Landmaschinenfabrik von 1935 bis 1939 als Agent für das Amt Ausland/Abwehr in Mährisch-Ostrau und Breslau. Nachdem seine Spionagetätigkeit aufgedeckt worden war, wurde er für den Verrat tschechischer Eisenbahngeheimnisse an Deutschland wegen Hochverrats zum Tod verurteilt. Nur Hitlers Überfall auf die „Resttschechei“ im Jahr 1939 verhinderte die Vollstreckung des Todesurteils. Um sich industrielle Aufträge zu sichern, trat er 1939 in die NSDAP ein. In der Hoffnung, geschäftlich vom Krieg profitieren zu können, ging Schindler nach dem deutschen Einmarsch in Polen nach Krakau.

    Wirtschaftlicher Aufstieg

    Im Oktober 1939 übernahm Schindler eine stillstehende Emaillefabrik in Zablocie bei Krakau. Durch Schwarzhandel, bei dem er von seinem polnisch-jüdischen Buchhalter Abraham Bankier beraten wurde, erarbeitete er sich ein Vermögen. Blech war zu Kriegszeiten knappe Ware. Seine kleine Fabrik, die unzerbrechliches Küchengeschirr für die Wehrmacht und den Schwarzmarkt herstellte, wuchs sprunghaft. Bereits nach drei Monaten hatte sie 250 polnische Arbeiter, sieben von ihnen waren Juden.

    Schindlers Widerstand wächst

    Von 1939 bis Ende 1942 war sein Betrieb zu einer großen Emaille- und Munitionsfabrik gewachsen, die fast 800 Arbeitskräfte beschäftigte, davon 370 Juden aus dem Krakauer Ghetto, das im März 1941 errichtet worden war. Während die Behandlung der jüdischen Bevölkerung immer menschenverachtender wurde, wuchs Schindlers Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime. Nach und nach traten seine finanziellen Interessen gegenüber dem Verlangen zurück, so viele Juden wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten. Schindler und seine Ehefrau waren nicht nur bereit, ihr gesamtes Vermögen und ihr Leben für dieses Ziel aufs Spiel zu setzen.

    Rettung jüdischer Zwangsarbeiter

    Die angestrebte Basis der Rettungsbemühungen war die Einstufung seiner Fabrik als „kriegswichtige Produktion“. Das ermöglichte es ihm, sowohl wirtschaftlich lukrative Verträge abzuschließen als auch jüdische Arbeiter anzufordern, die unter der Kontrolle der SS standen. Um dies zu erreichen, stellte er die Häftlinge als unabkömmlich für seine Produktion dar und verhinderte so deren Deportation. Durch diese Täuschung konnte er Ausnahmen erwirken, sobald Juden der Abtransport in Vernichtungslager drohte. Schindler scheute sich bei seinem Vorgehen nicht, zu lügen oder Dokumente zu fälschen, indem er Akademiker und Kinder als qualifizierte Metallarbeiter ausgab.

    Zwangsarbeitslager Plaszow und Schindlers Nebenlager

    Im März 1943 räumte die SS das Krakauer Ghetto. Ein Teil der Juden wurde in Vernichtungslager deportiert. Juden, die von der SS als arbeitsfähig eingestuft worden waren, deportierte sie in das Zwangsarbeitslager Plaszow (Plaschau). Schindler konnte sich mit dem brutalen Lagerkommandanten Amon Göth anfreunden, was ihm zu der Erlaubnis verhalf, seine jüdischen Fabrikarbeiter in einem eigenen Lager in der Lipowastraße unterzubringen. Durch das Arrangement eines Nebenlagers war es ihm möglich, seinen Arbeitern vergleichsweise gute Bedingungen zu bieten und ihre mangelhaften Ernährungsrationen mit Lebensmitteln zu ergänzen, die er auf dem Schwarzmarkt kaufte. Schindler wurde mehrmals von der Gestapo vernommen, die ihn wegen Unregelmäßigkeiten oder der Begünstigung von Juden verdächtigte, was Schindler aber nicht abschreckte, weiterzumachen. Die Gestapo verhaftete und verhörte Schindler mehrmals.

    1944 wird Plaszow zum KZ

    Im Januar 1944 wurde das 1940 errichtete Zwangsarbeitslager Plaszow in ein KZ umgewandelt. Auch Schindlers Lager, in dem seine Arbeiter wohnten, wurde zum KZ-Außenlager. Ende 1944 musste das KZ Plaszow mit allen Außenlagern aufgrund des Vormarsches der Roten Armee geräumt werden. Anstatt sich mit dem Millionengewinn seiner Kriegsproduktionsgeschäfte aus dem Staub zu machen und seine Arbeiter dem sicheren Tod zu überlassen, beschloss Schindler, mit seiner Fabrik umzuziehen und seine Arbeiter mitzunehmen. Der geplante sicherere Ort der neuen Fabrik war Brünnlitz, das im Bezirk Zwittau lag, wo Schindler geboren und aufgewachsen war und viele Kontakte hatte.

    Schindlers Liste

    Die SS deportierte über 20.000 Juden aus Plaszow in Vernichtungslager. Schindler war es gelungen alle nötigen Genehmigungen zu erhalten, um seine kriegswichtige Produktion im mährischen Brünnlitz, Bezirk Zwittau, fortzusetzen. Die SS hatte ihm 1.200 Arbeiter bewilligt, 800 Männer und 300 Frauen. Zu seinen bisherigen Arbeitern kam eine große Anzahl neuer Namen aus dem Lager Plaszow. Insgesamt umfasste „Schindlers Liste“ schließlich 297 Frauen und 801 Männer. Die Übersiedlung der Männer in das Arbeitslager Brünnlitz begann am 15. Oktober 1944 und erfolgte unter der Kontrolle des KZ Groß-Rosen. Der Transport der Frauen führte über Auschwitz. Schindler gelang es, die Männer aus dem Lager Groß-Rosen zu retten. Sein persönlicher Sekretär schaffte es, in Auschwitz den Weitertransport der Frauen auszuhandeln, indem er der Gestapo eine erhöhte Bezahlung von sieben Reichsmark pro Tag und Kopf versprach.

    Leben in Frankfurt und Jerusalem

    In den letzten Kriegstagen floh Schindler nach Deutschland, fasste aber beruflich und finanziell nicht wieder Fuß. Nach einigen unternehmerischen Rückschlägen wurde er von überlebenden und von ihm geschützten Juden nach Jerusalem eingeladen und verbrachte dort ab 1961 eine Hälfte des Jahres. Die andere Hälfte lebte Oskar Schindler in Frankfurt am Main, zurückgezogen in einer Einzimmerwohnung am Bahnhof. Er starb 1974 und ist auf dem römisch-katholischen Franziskanerfriedhof am Zionsberg in Jerusalem beerdigt.

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    Peter Bubenik/CC BY-SA 3.0Gedenktafel für Oskar Schindler (1995), Regensburg

    Schindlers Liste

    Die Liste von „Schindlerjuden“ gibt die Namen der Juden wieder, die in das KZ-Außenlager Brünnlitz verlegt werden durften, wo Oskar Schindler seinen Rüstungsbetrieb weiterführte. Von der Lagerverwaltung in Brünnlitz wurde am 18. April 1945 eine weitere Liste mit 1098 Häftlingsnamen erstellt. Eine Fotografie eines Schreibmaschinendurchschlags dieser Liste befindet sich heute in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland und der Welt wurde Oskar Schindler erst durch den Film Schindlers Liste bekannt.


    Schindlers Liste - Dokumentation

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